BERUFS-EM: DREI BILDUNGSSYSTEME, DREI TEILNEHMER, EIN ZIEL

 

 

Drei unterschiedliche Ausbildungssysteme, drei unterschiedliche Young Professionals, die bei den EuroSkills nur ein Ziel kennen: Ihr Land bestens zu vertreten und im Idealfall eine Medaille zu holen.

24.9.2021: Der internationale Weg zur Berufs-EM ist durchaus unterschiedlich. Der österreichische Berufs-EM-Teilnehmer und Elektrotechniker Stefan Prader geht ins Detail: „Ich habe nach der Volksschule und der Hauptschule das Polytechnikum gemacht. Für mich war immer klar, dass ich mich so auf die Lehre vorbereiten werde. Im Poly konnte man sich gut Zeit nehmen, den Beruf näher kennen zu lernen, denn dazu ist dieses Jahr ja da. Ich bin ja pro Lehrjahr neuneinhalb Wochen in der Berufsschule gewesen, habe mich da voll auf die Schule konzentrieren können. Den Abschluss habe ich dann 2016 gemacht, ab dann war ich ein ausgebildeter Facharbeiter.“ Damit der 24-Jährige künftig auch ein Unternehmen leiten kann, begann er kürzlich mit der fachlichen Befähigungsprüfung am WIFI Steiermark. „Der Kurs umfasst in zehn Monaten 600 Stunden. Die Befähigungsprüfung ist aus anderen Lehrberufen mit dem Titel des Meisters gleichzusetzen, der wiederum gleichwertig mit dem Bachelor im NQR (Nationaler Qualifikationsrahmen) auf Stufe sechs ist.“

Anders hört sich die gleiche Ausbildung in der Schweiz an, wie Elektroinstallateur Simon Koch berichtet: „Bei uns beginnt man die Schule in der Unterstufe, die fünf Jahre dauert. Danach bin ich in die Sekundarstufe gekommen, die wiederum vier Jahre dauert. Danach hat man die Möglichkeit, die Matura oder die Berufslehre zu machen. Ich habe die Berufslehre gemacht und mit der Berufsmatura abgeschlossen.“ Die Lehre unterscheidet sich zu jener in Österreich in einem wichtigen Punkt: In der Schweiz verbringt man einen bis eineinhalb Tage pro Woche in der Berufsschule, den Rest im Betrieb. Nachdem der erste Skills-Starter der Bütler Elektro Telecom AG überhaupt die Grundausbildung abgeschlossen hatte, begann er nun an der Fachhochschule mit einem berufsbegleitenden Studium. „Das Studium hat letzte Woche begonnen, wenn alles gut läuft, habe ich in vier Jahren den Bachelor und bin Elektroingenieur.“

Für die Italienerin Lisa Marie Winding ging es mit fünf Jahren in der Grundschule los, danach paukte sie drei Jahre in der Mittelschule, ein Jahr Grundlehrgang Berufsschule, danach vier Jahre Lehre als Friseurin. Auch hier gab es einen Tag pro Woche in der Berufsschule und vier im Betrieb. Die 24-Jährige hätte nach dem Abschluss der Lehre auch gleich ihr eigenes Geschäftslokal eröffnen können: „Wenn man die Lehre als Geselle abschließt, hat man dazu automatisch die Berechtigung. Früher hat man schon den Meister gebraucht, aber das hat sich geändert. Eine Anforderung ist, dass man als Geselle nur einen Lehrling in den Betrieb aufnehmen darf.“ Würde Lisa Marie den Meister machen wollen, müsste sie binnen sechs Jahren vier Prüfungen abschließen, damit dieser Titel anerkannt wird. „Hier wird wirtschaftliches Wissen gelehrt, wie auch rechtliches, pädagogisches und berufsspezifisches.“

Drei unterschiedliche Ausbildungssysteme, drei unterschiedliche Young Professionals, die bei den EuroSkills nur ein Ziel kennen: Ihr Land bestens zu vertreten und im Idealfall eine Medaille zu holen.

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Fotos Galerie (c) EuroSkills2021/Hobiger.

Drei Länder, drei Ausbildungssysteme: Wie unterschiedlich Berufsbildung sein kann, zeigt dieser Blogbeitrag auf. Foto (c) EuroSkills2021/Hobiger.